von Robert Muller, Regie: Mirjam Neidhart
Die Stadt Hamburg übergibt dem Star der internationalen Verlagsszene, Sir Rudolph Ulmer, eine Ehrenmedaille für dessen Verdienste in der Deutsch- Englischen Zusammenarbeit: Sir Ulmer kümmert sich seit Jahrzehnten und äusserst engagiert für die Veröffentlichung deutscher Nachkriegsautor:innen im englischsprachigen Raum und verhilft ihnen damit zu einer internationalen Karriere und Deutschland zu einem positiven Image in der Welt: Deutschland schaut hin. Deutschland arbeitet auf.
In seiner Dankesrede erzählt Ulmer, dass er selber Hamburger ist. Er musste mit seinen Eltern vor den Nazis fliehen. Trotz dieser Erfahrung äussert er Sympathie für den Gedanken des Schlussstrich-Ziehens. Seine versöhnliche Haltung wird jäh erschüttert, als er im Hotel von einem Kindheitsfreund überrascht wird, der behauptet, Ulmers in Hamburg zurückgebliebene Grossmutter sei nicht eines natürlichen Todes gestorben, sondern verschwunden. Diese Neuigkeit zerstört Ulmers Gewissheiten. Verzweifelt macht er sich auf die Suche nach dem wahren Schicksal seiner Grossmutter. Er rennt gegen verschlossene Türen, erfährt Desinteresse und Schikane und stellt fest, dass das schöne Gerede von der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit nicht viel mehr als ein Lippenbekenntnis ist. Er nimmt die Aufarbeitung in die eigenen Hände und konfrontiert uns mit der Gegenwärtigkeit der Vergangenheit in (Re-) Enactments, die schliessich in seine Deportation führen.
Ein well-made-play zwischen Krimi, Tragödie und tragischer Komödie.
© «Der Unheimliche», Württembergische Landesbühne Esslingen